Wasserwesen



Es ist ganz erstaunlich, was ein etwas genauerer Blick in einen Gartenteich oder die hohe See verrät. Ein Beispiel: Wir finden 21 % Sauerstoff in der Luft ganz normal. Das ist aber eher ein Novum, diese 21 Prozent Luftsauerstoff gibt es erst seit 350 Millionen Jahren. Vor 400 Millionen Jahren warens (laut Wikipedia) noch 2 %, was selbst für lethargische Zeitgenossen nicht zum Leben reichen würde. Noch heute findet man in jedem Gartenteich Lebewesen, die sich nicht an so viel Sauerstoff gewöhnt haben. Sie haben sich an Orte zurückgezogen, zu denen Luft nicht so gut hinkommt - eben in den Bodenbereich von Gewässern und den Meeren, Oder in den Pansen von Kuehen. Doch... wer hat eigentlich den Sauerstoff produziert ?

Bakterien !


Bei Bakterien denken die meisten Menschen hauptsächlich an Krankheitserreger, was eine eher irrige Annahme ist, da von den etwa 4000 bekannten Arten (und den wohl millionen Unbekannten) nur wenige in der Lage sind, Krankheiten zu erzeugen. Vielmehr sind Bakterien diejenigen Wesen, mit denen das Leben auf dem Planeten begann, und aus denen sich sämtliche anderen Lebewesen entwickelten.


Protozoen...

... oder zutreffender Protisten bilden ein eigenes Reich (eines von fünf) unter der Vielzahl der Organismen.(1) Die Zahl dieser Reiche ist teilweise heute noch Gegenstand von Debatten, sichere Zuordnungen in die Reiche werden erst mit den Ergebnissen umfassender DNA-Analysen zu erbringen sein.(2) Protisten unterscheiden sich von den Bakterien durch den Besitz eines Zellkerns. Wie der da hineinkam, ist noch ungewiss. Aber wie die in Protisten und Mehrzellern ebenfalls vorkommenden Mitochondrien bzw. Chloroplasten zustandegekommen sind, kann man dem Bild dieses Parameciums entnehmen. Man sieht darin eine einzelne Algenzelle mit einem roten Kern, vermutlich ein kleiner Hämatococcus, der vom Paramecium gefressen wurde. Die grünen Photosymbionten wurden zumindest von diesem Tier nicht gefressen, sondern waren von Beginn des Lebens dieses Individuums mit dabei. Deren Anwesenheit begründet man heute damit, dass irgendwann, vor langer Zeit, ein Paramecium photosynthetisch aktive Organismen (Bakterien) gefressen hat, sich aber mit dem Verdauen so viel Zeit liess, dass dies letztendlich vergessen wurde. Diese Vergesslichkeit geriet aber zum Vorteil, da das (etwas "verpeilte") Paramecium von da an in der Lage war, Licht zu "verdauen". Mit den Mitochondrien (den "Energieversorgern" der Zelle) war es ebenso. Diese Idee von Lynn Margulis führte zur ihrer "SER", der Seriellen Endosymbionten Theorie, die heute allgemein anerkannt ist. Sie geht noch weiter, und behauptet dass die Nervenfasern und Windungen unserer Hirne sich ursprünglich aus Spirochäten, also Bakterien zusammensetzten, unser gesamtes Gehirn also mithin, wie wir selbst, bakterieller Herkunft ist. Dies wird heute noch nicht so ganz verkraftet, aber der chemische Aufbau ist sehr sehr ähnlich...(3) Gewohnte Grenzen zwischen Pflanze und Tier sind auf Protisten nicht anwendbar, und nach der SER ohnehin vage. Die Formenvielfalt der Protisten ist enorm, etwa 40 000 z.T. sehr unterschiedliche Protisten sind bekannt. Die folgende Unterteilung in meist raubtierartige Protozoen und photosynthesetreibenden Algen ist daher nicht systematischer Natur, sie hat nur ästhetische Bedeutung. Hier jedenfalls sieht man ein etwa 0,15 mm langes Paramecium, das Anfänge unserer Entwicklung ganz nett wiederspiegelt:

paramecium bursaria, Neofluar 25/0,6 Ph2, Dunkelfeld, Okular 8x Kpl, Canon A95

Hier sieht man ein paar von rund 40 000 bisher entdeckten Protisten


Ein paar Grüne Protisten, auch "Algen" genannt


Der Schritt zur Mehrzelligkeit...



...ist natürlich kein Ereignis gewesen, das von heute auf morgen stattgefunden haben kann. Die Entwicklung von der ersten Bakterie zur heutigen Schlingpflanze oder einem Elefanten war ein Vorgang, der sich in einem Zeitraum von mehr als 3,5 Milliarden Jahren abgespielt haben dürfte. Interessanterweise kann man diese Entwicklung in jedem Tümpel direkt nachvollziehen. Blaualgen - besser als Cyanobakterien bezeichnet - sind mit den Archeen, also den auch heute in heissen Quellen vorkommenden "Urbakterien" die Lebewesen, die es quasi schon in der "Gründerzeit" des Lebens gegeben hat. Der genaue Hergang wird möglicherweise auf immer im Dunkeln bleiben, da es im Kambrium zu einem Artensterben kam, dem 90 % der Arten zum Opfer fielen. Dennoch vermittelt eine Betrachtung aktuell lebender Algenkolonien und einfachen Vielzellern einen Eindruck, wie es denn im Groben stattgefunden haben könnte, dass aus einer Algenzelle mit den Jahrmillionen ein Organismus wird, der im Falle des Menschen aus etwa 150 verschiedenen Zellsorten besteht.















(1) Bruno P. Kremer im Mikrokosmos No 7 1989: Die fünf Reiche der Organismen - Überlegungen zum gewandelten Verständnis der Lebewesen
(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Protozoen mit Stand vom 20.12.2005, 16:22
(3)Lynn Margulis, "Die andere Evolution", Spektrum 1999.


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